Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat ein neues Wahrzeichen

Das Düsseldorfer Stadttor eröffnet neue Wege

Über der südlichen Einfahrt des Düsseldorfer
Rheinufertunnels entstand in jüngster Zeit ein fast 80
Meter hohes, 20-geschossiges Bürogebäude in
Stahlverbundbauweise: das Düsseldorfer Stadttor. Seinen
Namen erhielt das neue Wahrzeichen der Landeshauptstadt,
bei dem allein 60.000 Quadratmeter Glas verarbeitet
wurden, durch die besondere architektonische
Zusammensetzung der einzelnen Gebäudeelemente. So sind
die beiden auf den äußeren Röhren des Rheinufertunnels
errichteten 16-geschossigen Bürotürme durch drei
Attikageschosse zu einem Tor verbunden. Insgesamt
verfügt das Gebäude über rund 28.000 Quadratmeter
vermietbare Fläche. Das Düsseldorfer Stadttor ist der
südliche Abschluß der neuentstandenen
Rheinuferpromenade neben Landtag und Fernsehturm.

Energiesparen als oberste Maxime

In der Entwicklungs- und Planungsphase stand jedoch
nicht allein die architektonische Präsenz im
Vordergrund. “Ein besonderes Augenmerk haben wir auf
die zukunftsweisende Konstruktion und den
energiesparenden Betrieb gelegt”, erläuterte
Peter-Michael Engel, geschäftsführender Gesellschafter
der beim Düsseldorfer Stadttor federführenden Engel
Projektentwicklung. Allein in das Energiekonzept wurden
über eine Million Mark investiert. Hinzu kam eine
Fördersumme des Landes Nordrhein-Westfalen zur
Unterstützung besonders innovativer und
umweltverträglicher Kühl- und Heizsysteme. Das Ergebnis
rechtfertigt die hohen konzeptionellen Aufwendungen. Mit
Energiekosten von rund einer Mark pro Quadratmeter liegen
die zu erwartenden Betriebskosten der innovativen
Haustechnik um rund 70 Prozent niedriger als bei
vergleichbaren, vollklimatisierten Gebäuden.

Der gläserne Vorhang

Dreh- und Angelpunkt der energiesparenden Haustechnik
des Düsseldorfer Stadttors ist die Fassadenkonstruktion.
Zwischen der gläsernen Außenwand und der Bürofassade
aus raumhohen Buchenholzfensterelementen sind 1,40 Meter
tiefe, begehbare Balkone eingelassen. Diese Korridore
bilden eine thermische Zwischenebene, die ganzjährig
für ausgewogene Temperaturen sorgt. Gleichzeitig
ermöglichen in die Außenfassade integrierte umlaufende
Belüftungskästen mit einer automatischen
Klappensteuerung eine natürliche Temperierung des
Gebäudeinneren. Doch die eingefügten Korridore/Balkone
dienen nicht nur der Klimatisierung. Sie tragen auch der
Maßgabe des Bauherren Rechnung, ein menschenfreundliches
Gebäude zu realisieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen,
klimatisierten Bürohäusern können die
Buchenholzfenster der Innenfassade geöffnet werden. So
bilden die Balkone ein Verbindungsglied zwischen
Arbeitsraum und Außenwelt. Zudem reduziert der hohe
Einfall natürlichen Lichtes durch die raumhohen
Fensterelemente erhebliche Stromkosten.

Klimatisierung ohne klassische Klimaanlage

Selbst wenn in besonders heißen Sommermonaten das
natürliche Belüftungssystem an seine Grenzen stößt,
benötigt das Stadttor keine konventionelle Klimaanlage.
In den Etagendecken eingelassene Kühldecken, in denen
Wasser zirkuliert, sorgen für eine zugluftfreie Kühlung
der Räume. Aus zwei Entnahmebrunnen in rund 30 Meter
Tiefe wird das Grundwasser abgepumpt, durch
Wärmetauscher geführt und am Enden des Kühlkreislaufes
wieder in den Boden geleitet. Diese Praktik ist nur
möglich, weil das Gebäude in unmittelbarer Nähe des
Rheins errichtet wurde und dort der Grundwasserspiegel
besonders hoch ist. “Die untere Wasserbehörde
erlaubt uns eine Entnahme von 600.000 Kubikmeter Wasser.
Aber zu den Rechten gehören natürlich auch Pflichten.
Bei Kontaminierung des Grundwassers muß dieses über
Kohlefilter gereinigt werden, bevor es wieder in den
Boden geleitet wird”, erläutert Peter-Michael Engel
die zukünftige Ableitungspraxis. Die Heizperiode in den
Wintermonaten ist beim Düsseldorfer Stadttor durch das
Wintergartenprinzip der Fassade äußerst kurz. Maximal
vier Wochen pro Jahr muß geheizt werden. Dann arbeiten
rund 8.000 Quadratmeter der Kühl-/ Heizdeckenfläche als
bifunktionale Tauscherfläche, die durch die Einleitung
von warmem Wasser Wärme abgeben. “Das System
arbeitet wie eine Fußbodenheizung als geschlossenes
System, nur eben in der Decke”, veranschaulicht
Peter-Michael Engel das ungewöhnliche Heizsystem. Diese
Wärme wird über das Fernwärmenetz der Stadt
Düsseldorf in das Gebäude eingeführt (Abfallwärme).
Im gesamten Gebäude wird also keine Primärenergie
eingesetzt, mit der Folge, daß keinerlei CO²-Ausstoß
(!) die Umwelt belastet.

Menschliche Bedürfnisse im Vordergrund

Die Mieter im Düsseldorfer Stadttor werden
feststellen können, daß bei der Realisation des
Bauprojektes neben ökonomischen und ökologischen
Aspekten auch die Bedürfnisse des Menschen im
Mittelpunkt der Planungen standen. Alle Arbeits- und
Lebensqualität bestimmenden Faktoren, von ausreichender
Versorgung mit Licht über individuelle Raumgestaltung
bis zu einem attraktiven Umfeld, wurden bei der
Konzeption des Düsseldorfer Stadttors als oberster
Gestaltungsgrundsatz berücksichtigt. Diese
architektonische Maßgabe wird der Erkenntnis gerecht,
daß sich 50 Prozent der Bevölkerung zunehmend mit ihrem
Arbeitsplatz identifizieren und sich das Büro im Laufe
der letzten Jahrzehnte zum sozialen Lebens- und
Arbeitsraum entwickelt hat.

Skandinavisches Bürosystem im Stadttor

Einen besonderen Konzeptionsschwerpunkt bei der
Realisation einer bedürfnisgerechten Arbeitswelt nimmt
bei den Stadttorplanern die Bürogestaltung ein. Das
bereits Mitte der 80er Jahre entstandene skandinavische
Kombibürosystem – eine Mischung aus Einzel- und
Großraumbüros – bietet im Stadttor vielfältige
Nutzungsmöglichkeiten. Die Kombibüros setzen sich aus
Einzelbüros zusammen, die entlang der Fassade angeordnet
und um innenliegende Gemeinschaftsräume gruppiert sind.
Neben diesem Raumtyp ist jedoch auch die Einrichtung von
abgeschlossenen Zimmern, wie zum Beispiel Chef-,
Besprechungs- oder Doppelarbeitsräume möglich.

Alle Büros können mit Glaswänden zum Flur hin
versehen werden, so daß der innenliegende
Multifunktionsraum von Tageslicht erhellt wird. Die
Büros sind einerseits transparent und erhöhen durch
Sichtkontakt den Kommunikationsfluß unter den
Mitarbeitern, andererseits muß der Büronutzer auf seine
Privatsphäre nicht verzichten. Er hat die Möglichkeit,
sein Zimmer persönlich einzurichten und individuelle
Klima- und Temperaturverhältnisse zu schaffen. Diese auf
die Einzelperson ausgerichteten Bedienungsmöglichkeiten
haben auch Auswirkungen auf die Motivation der
Büronutzer. So belegt eine US-amerikanische Studie des
Center of Architectural Resarch, daß Mitarbeiter, die
ihre Umgebungsbedingungen am Arbeitsplatz selbst
bestimmen können, erheblich produktiver arbeiten. Neben
den variablen Verbindungs- und
Unterteilungsmöglichkeiten bietet das Kombibüro auch
auf der technischen Seite Flexibilität. Hohlraumböden
ermöglichen die Installation von Licht-, Strom-,
Telefon- und EDV-Anschlüssen.

Freizeitangebot auch am Arbeitsplatz

Neben der innovativen Gestaltung der Arbeitsplätze
wird im Düsseldorfer Stadttor auch das Freizeitangebot
den Bedürfnissen der Menschen angepaßt. Im Basement und
Erdgeschoß des Gebäudes werden auf rund 2.500
Quadratmetern gastronomische Bereiche und
Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Das Atrium eignet sich
besonders für die Durchführung von Kongressen und
Großveranstaltungen. Um eine schnelle Verbindung
zwischen den Stockwerken zu ermöglichen, ist das
Gesamtobjekt mit acht freischwebenden Aufzügen, zwei
Lastenaufzügen und Rolltreppen ausgestattet.

Das Düsseldorfer Stadttor wird von der Engel
Unternehmensgruppe realisiert. Sie betreut seit nunmehr
30 Jahren institutionelle Anleger und Privatinvestoren
bei der Erstellung, Vermietung und Verwaltung
gewerblicher Immobilien.

Januar 1998