Clement zieht mit Regierung ins Glashaus Europas modernstes Bürogebäude

Düsseldorf.

Der neue Ministerpräsident Clement (SPD) will mit seiner 310köpfigen
Regierungszentrale in Europas modernstes Bürogebäude umziehen.

Der für Anfang 1999 geplante Umzug ins preisgekrönte Düsseldorfer
Stadttor sei ein Signal für das moderne NRW, sagte Clement.

Öko-Glashaus statt Steinbunker – der neue Regierungschef setzt auf
die Kraft der Symbole. Eine ökologische Regierungszentrale als Leuchtturm
für Rot-Grün. Insgesamt acht Etagen des 80 Meter hohen Wahrzeichens
am Landtag will der neue Regierungschef anmieten.

Die Moderne hat ihren Preis: Für die 11.000 Quadratmeter Bürofläche
müssen monatlich mehr als 450.000 Mark Miete bezahlt werden. Einsparungen
verspricht sich Clement bei den Energiekosten. Die doppelte Glasfassade
wirkt wie ein Klimapuffer in einem Wintergarten. “Dadurch ist die
Heizperiode auf vier Wochen im Jahr verkürzt.”

Im Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden spart das Glashaus durch
den Verzicht auf eine Klimaanlage 70 Prozent Energiekosten.

Die denkmalgeschützte, festungsähnliche alte Staatskanzlei am
Rheinufer, in der Johannes Rau 20 Jahre lang regiert hat, soll entweder
verkauft oder künftig als Finanzministerium genutzt werden.

Im letzten Fall würde das landeseigene Finanzgebäude verkauft.
Für Repräsentationspflichten des Ministerpräsidenten wird
der alte Landtag genutzt, in den ein Teil des Kunstmuseums einziehen soll.
“Das Stadttor ist ein Beispiel für die Bestleistungen, zu denen
NRW in der Lage ist”, begründete Clement den geplanten Umzug.

Der Amtssitz soll auch ein Vorzeigeprojekt für Rot-Grün sein.
Der gläserne Riese aus Stahl und Glas heizt und kühlt durch
eine intelligente Klima- und Belüftungstechnik sowie den Anschluß
ans Fernwärmenetz völlig ohne CO2-Ausstoß. Das High-Tech-Gebäude
am Düsseldorfer Hafen hatte unlängst in Cannes den Oskar als
bestes Bürogebäude in Europa gewonnen.

Im Stil eines “Stoiber 2” will Modernisierer Clement nun mit
seinem Amtssitz für das neue High-Tech-Land NRW werben. Um die Konkurrenz
in Süddeutschland auszustechen, braucht er aber Erfolge beim Strukturwandel
in NRW. Sonst könnte es schnell heißen: “Wer im Glashaus
sitzt ….”

Erschienen in: Westfalenpost
Von: Wilfried Goebels